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Mittwoch, 20. Januar 2021, 09:10

Frage an die Hausärzte: Nutzung von MO mit HzV-Verträgen

Hallo Kollegen!
Die ernüchternden EBM-rgebnisse der letzten Zeit lassen mich jetzt doch über HzV-Verträge nachdenken. Die meisten Kollegen nutzen CGM-Produkte, bei denen das ohne GUSbos und nennenswerte Zusatzentgelte funktioniert und haben nach eigenem Bekunden eher wenige Patienten eingeschrieben, HzV haben sie zwar, spielt aber keine Rolle.

Da MO ja _pro Vertrag_ 5EUR/Monat und zusätzlich eine GUSbox mit monatlichen Kosten erfordert, wäre es in meinem Fall wirtschaftlich wenig sinnvoll, die Verträge so nebenher dümpeln zu lassen.

Deshalb meine Frage an die Anwender: lohnen sich HzV-Verträge auch unterm Strich? Rein von den Fallwerten her würde ich sagen "Ja", vom Aufwand in der Praxis her, den Absenkungen bei den KV-Fallwerten, den Folgekosten bei MO, ... kommen mir doch Zweifel.

Und wie ist die Resonanz der Patienten auf solche Verträge? Und wie ist der Aufwand zur Erfüllung? Wenn ich z.B. wirklich JEDE Überweisung die geordert wird erstmal selbst klären wollen würde, wäre das kein Gewinn mehr.

Danke für ein Stimmungsbild, Infos, Entscheidungshilfen, ...
Grüße
L.Kruse

Beiträge: 3 864

Wohnort: was ich noch sagen wollte, das Mediupdate geht wieder automatisch

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Mittwoch, 20. Januar 2021, 11:17

HZV wie auch DMP ist medizinischer Unfug, denn das würde ja bedeuten, dass wir Patienten ohne HZV oder DMP schlechter betreuen. Die Idee ist eine politische, die Krankenkassen müssen den Quatsch anbieten, wir müssen eigentlich diesen Unfug bedienen.

In einer Einzel - Hausarztpraxis mit 1700 Patienten braucht es keine DMP oder HZV. Da gilt Masse statt Klasse Patientenzahl zählt, so sagt die KV, ist also offiziell. Durchlauf - Verdünnerprinzip.

In einer Praxis mit 2 besser 3 Ärzten kann man bei entsprechendem MFA Personal HZV und DMP und Sono und was man sonst noch so machen kann gut und fleissig anbieten, wenn man das Personal hat. In Coronazeiten sind die aber nicht ausgelastet was DMP angeht, HZV ist aber ok. Man muss dann aber wirklich alle Patienten in die Verträge zwingen, sonst macht es imho keinen Sinn.

Techniker HZV sind sehr lukrativ, da man auch Geld bekommt, wenn der Patien nicht in die Praxis kommt. Wir machen das nicht, weil wir keine Tecdhnikerkunden haben. 100 Techniker Kunden lohnen sich aber sicher.

Ansonten machen wir nur HZV AOK, weil das direkt ohne MO geht und übersichtlich ist. Es muss halt 1 x eingepflegt werden. Mit und ohne HZV werden die Patienten alle gleich gut behandelt. Wir machen das, weils politisch gewünscht wird, nicht wegen der Zusatzpeanuts.

Wer also viele potentielle HZV Kunden hat und eine fitte MFA für die Nummer - ok, wer das als Doc alleine machen muss - muss daran Spass haben - oder drückt sich vor dem Zuhause :D


Und wie ist die Resonanz der Patienten auf solche Verträge? 98% nehmen an, 2 % gehen nach einem Jahr raus

Und wie ist der Aufwand zur Erfüllung? Mit fitter MFA null Aufwand
Wenn ich z.B. wirklich JEDE Überweisung die geordert wird erstmal selbst klären wollen würde, wäre das kein Gewinn mehr. simmt, aber dazu sag ich nix öffentlich


Bro

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Hus Brogarden« (20. Januar 2021, 11:39)


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Mittwoch, 20. Januar 2021, 13:00

ja, ich nehme in Hessen an den Verträgen der AOK, TK und den EKs teil.
Sie lohnen sich!
Allerdings ist der Aufwand auch in MO nicht unerheblich. Z.B. können Sie den Regelwerksassitenten in MO nicht nutzen (ein leidiges und schon oft angefragtes Thema...); das Anlegen der Scheine ist einfach, MO legt bei eingeschriebenen Patienten gleich 2 Scheine an. wir arbeiten ausschließlich mit dem HZV Schein.

Trotzdem ist es nötig, sehr genau aufzupassen, da es der Hausarztverband nicht geschafft hat, die einzelnen Verträge anzugleichen. So können Sie bei dem einen Vertrag Checks abrechnen, beim anderen nicht; die Chronikerbegriffe werden unterschiedlich ausgelegt; bei der TK hier in Hessen müssen sie das Labor privat auf Ihre Kosten abrechen, zum Übertragen der ergebnisse aus der Loborgemeinschaft benötigen dafür aber noch einen 3. -privaten- Schein, den Sie später wieder löschen müssen.

Rechnen Sie sich mal Ihren KV-Scheinschnitt aus (ohne DMP). Hier in Hessen erreiche ich mit der HZV die Scheinschnitte von 75-80 Euro, wobei ich die AOK fovorisiere: Der Vertrag ist hier am einfachsten zu bespielen, weil (fast) alles inkludiert ist. Bei der TK und den EKs MÜSSEN Sie Leistungen wie Sonos, Psych-som etc. erbringen, um einen höheren als den KV Schnitt zu generieren. Die große mühe ist, anders als im KV Bereich, die für den Vertragstyp zulässige Ziffer auf dem richtigen Schein einzutragen (und nicht zu vergessen!); einige Automatismen( über markierte Patienten) funktionieren auch in MO gut.

Knackpunkt: Sie müssen die Patienten ansprechen. Und das geschieht über die MFA. AOK Patienten werden darauf erfahrungsgemäß besser eingehen als zum Beispiel die der TK (echt mühsam...)

Fangen Sie mit einem Vertrag an, fuchsen Sie sich rein und ggf. machen Sie in einem halben Jahr das nächste Fass auf. Und als Motivationsschub für die MFA wurde hier schon mal ein Bonus von 5 Euro für jeden eingeschriebenen Patienten diskutiert; es würde sich lohnen...

Insgesamt (entgegen der HÄV-Versprechen) deutlich mehr Bürokratie, aber auch mehr Geld. Irgendwann stellt sich die Frage, ob ich noch drei Wochenenddienste in der Notdienstzentrale übernehme oder ein 3-4 Stunden in der Praxis zum überprüfen der (einfachen!) Abrechnung verbringe.

Ach, noch was: in Gemeinschaftspraxen soll es komplizierter sein...

viel Erfolg!

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Dr. Roland Steinmetz« (20. Januar 2021, 13:09)


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Mittwoch, 20. Januar 2021, 22:07

In Gemeinschaftspraxis: wir kommen mit der Bürokratie nicht hinterher, da wir too old school noch immer dem PatientenIn oft Vorrang vor unseren Verdienstmöglichkeiten eingeräumt haben. Noch ein paar Baustellen aufzumachen, die vom "Eigentlichen" her- wie Brogarden anmerkte- überflüssig erscheinen, haben wir so verweigert.
Bringt aber sicher finanziell was ein, wenn man es macht.
Abendliche Grüße
Gordon Splettsen

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Mittwoch, 20. Januar 2021, 23:01

HZV wie auch DMP ist medizinischer Unfug, denn das würde ja bedeuten, dass wir Patienten ohne HZV oder DMP schlechter betreuen. Die Idee ist eine politische, die Krankenkassen müssen den Quatsch anbieten, wir müssen eigentlich diesen Unfug bedienen.


Bro


Das ist die Essenz, und wenn man es böse ausdrücken will, ist es eine Form der Prostitution in Gesundheitswesen. "Mache, was bezahlt wird, schaue was bezahlt wird"

Und dann wird noch differenziert zwischen den einzelnen Arztgruppen und föderal zwischen den einzelnen KVen.
"Teile uns herrsche"

In der Kinderheilkunde in NRW gibt es nur eine Kasse mit einem HzV-ähnlichen Angebot (Barmer), über den Berufsverband aber ein Dutzend Strukturverträge (SV), die alle ein bisschen anders sind.

Unterm Strich bleibt das Gefühl, mich immer ein bisschen zu korrumpieren, um nicht zu viel Arbeit nur für lau zu machen, aber das fade Gefühl, bei einem miesen Spiel mitzuspielen, bleibt.

Warum ich es trotzdem dann mache? Ich biete einfach allen alles an, mache kein unterschiedliches Angebot, dafür wird dann ein Teil bezahlt, ein größerer Teil nicht, so ist aber nicht alles Zusätzliche perdu.
Freundliche Grüße, Jörg Sprenger