Hallo Jovy,
Bei den OnBoard Raid besteht das von Herrn Quick angesprochene Problem das es bei einen Ausfall des Mainboards schwierig sein kann die Daten zu lesen. Bei einen separaten RAID-Controller besteht dieses Problem nicht da er beim Mainboardtausch mit umziehen kann.
wenn aber dafür der Controller abraucht hat man eventuell wirklich ein Problem, wenn es keinen passenden Ersatzcontroller mehr gibt... Bei OnBoard-Controllern (de facto Software-RAID) sieht das anders aus. Hier findet ein wesentlicher Teil des RAIDs in der Software statt und wird auf Treiberebene im Betriebssystem erledigt. Die Festplatten tragen lediglich eine Markierung, dass sie zu einem entsprechenden RAID-Verbund gehören, lassen sich üblicherweise aber auch problemlos in jedem anderen System lesen, nur gibt es dann halt keine RAID-Funktionalität. Unter Linux hätte man über mdraid überhaupt kein Problem, wenn man z.B. bei Mainboarddefekt die Platten in einen neuen Server umziehen muss (aber Virtualisierung war ja nicht gewünscht). Bei OnBoard-RAID bin ich mir zumindest sicher, dass die Daten mit jedem anderen beliebigen System gelesen werden können, den bisherigen Verbund beibehalten kann man aber vermutlich höchstens, wenn man ein Mainboard desselben Herstellers einsetzt, wenn überhaupt.
SSD‘s sind für RAID-Systeme eher ungeeignet da sie aufgrund der erhöhten
Schreibzugriffe schneller altern, daher sollte man zB auf
Windows-Systemen die Dateiindizierung bei SSD‘s abschalten. Mir wäre
die Geschwindigkeit meines Systemes wichtiger, daher würde ich mir heute
einen Server mit SSDs aber ohne RAID Verbund kaufen und dafür etwas
mehr Geld in ein vernünftiges automatisiertes Backupsystem investieren.
Wenn Sie MO inclusive. des Notfallservers nutzen ist die Gefahr eines
Datenverlustes beim Ausfall des Servers eher gering.
Das kann man jetzt aber nicht so pauschalisieren, schließlich hängt das ganz entscheidend vom RAID-Level ab. Habe ich ein RAID 1 (was wohl in unserem Einsatzgebiet das weitaus häufigste RAID-Level sein dürfte), dann werden die beteiligten SSDs nicht mehr belastet, als wenn sie ganz ohne RAID im System verwendet würden, da letztlich jeder Schreibzugriff auf das RAID nur jeweils einen Schreibzugriff auf jede der spiegelnden SSDs zur Folge hat. Habe ich ein RAID 5 kann das natürlich anders aussehen, wenn entsprechend Paritätsinformationen auf der dritten SSD zusätzlich aktualisiert werden müssen. Aber selbst in diesem Falle glaube ich nicht, dass man in einem üblichen Praxisumfeld innerhalb einer üblichen Zeitdauer bis zu einem Hardwaretausch von ca. 5 Jahren die maximale Anzahl an Schreibvorgängen einer für professionellen Einsatz gedachten SSD ausschöpfen würde.
Ich würde jedenfalls keinen Server ohne RAID betreiben, denn auch das ausgeklügeltste Backup-System lässt Sie nicht weiterarbeiten, wenn die Festplatte/SSD Ihres Servers defekt ist, während man durchaus auch mit nur noch einer funktionierenden SSD eines RAID1-Verbundes weiterarbeiten kann, bis der Ersatz eingetroffen ist. Oder man legt sich einfach eine Ersatz-SSD aufs Lager, ist ja deutlich billiger, als sich noch einen zweiten Server für den Fall der Fälle hinzustellen.
Hat man natürlich einen Notfallserver im Einsatz, sieht die ganze Geschichte anders aus - hier haben Sie, wenn man so will, ja einen "virtuellen" RAID-Verbund zwischen den beiden Servern, zumindest was MO angeht. Hier könnte ich mir durchaus vorstellen, dass man auch auf ein RAID verzichten kann, sofern auch alle anderen möglicherweise benötigten Dinge (Dateifreigaben, Drittsoftware wie EKG-/PACS-Systeme) auf dem Notfallserver ständig synchronisiert vorgehalten werden.
RAID und Backup sind einfach zwei verschiedene Paar Schuhe, die sozusagen zwei verschiedene Indikationen abdecken, die (zumindest nicht völlig) deckungsgleich sind. Beim Backup geht es darum, möglichst wenig Daten zu verlieren (und bei Verzicht auf ein RAID-System würde ich hier wohl mindestens ein stündliches inkrementelles Backup fordern), während das RAID eher die Aufgabe hat, die Verfügbarkeit zu sichern. Wie wichtig einem das ist, muss jeder selbst entscheiden, aber ich denke, Praxisausfallzeit kostet jeden Kollegen hier (nicht nur) Geld.
VG Julian Hartig