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MarcAllef

unregistriert

1

Montag, 9. September 2024, 23:03

MO-Server in der Azure-Cloud???

Hallo zusammen,

ein brachenfremder IT-Spezialist empfiehlt meinem Kunden, den MO-Server "in der Microsoft Azure-Cloud" zu betreiben.

Fragen:
Macht das hier jemand?
Funktioniert das? (KIM, Konnektor,...)
Welche anderen guten wie schlechten Effekte kennen Sie?

Zugriff per RDP auf den Server dürfte problemlos funktionieren, damit auch die MO-Bedienung. Drucken? Kartenleser? Kosten?

Vielen Dank!

Marc Allef

2

Dienstag, 10. September 2024, 08:06

Hallo,


ein brachenfremder IT-Spezialist empfiehlt meinem Kunden, den MO-Server "in der Microsoft Azure-Cloud" zu betreiben.


vorweg die Frage: was soll das bringen bzw. was ist der Sinn dahinter? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Cloudabo auf Dauer günstiger ist, als einmalig einen Server für einige 100€ zu kaufen, der dann normalerweise viele Jahre lang problemlos seinen Dienst verrichtet. Wenn Sie Redundanz wollen, kaufen Sie eben zwei oder drei Server und replizieren lokal, kein großes Problem. MO braucht auf Seiten des Servers keine riesigen Hardwareanforderungen, bloß der Festspeicher sollte schnell genug sein (gute M2-SSD) und es muss genug Arbeitsspeicher vorhanden sein (32 GB kriegt man heute aber quasi überall hinterhergeworfen). In der Regel reichen also auch Consumer-PCs aus (wir haben hier z.B. u.a. zwei Intel NUC-Mini-PCs als Server im Einsatz, läuft wunderbar), und das reduziert die Kosten je Rechner deutlich, was dann erlaubt, entsprechende Redundanzen aufzubauen, die eventuell unzuverlässigere Hardware aus dem Consumer-Bereich auffängt.

Skalierung, die grundsätzlich ein Vorteil von Diensten ist, die in der Cloud betrieben werden, spielt für eine normale Praxis keine Rolle. Es wird schlicht nicht vorkommen, dass aus einem Standort mit drei Ärzten "über Nacht" fünf Standorte mit 20 Ärzten werden. Und anders als bei "modernen" Webdiensten kann man MO serverseitig auch nicht einfach so ein paar zusätzliche Cloudinstanzen an die Seite stellen, auf die die zusätzliche Load dann gebalanced werden könnte. So funktioniert MO nicht.

Mit dem Betrieb eines Cloudservers macht man aus meiner Sicht ein großes Fass an Problemen auf, spontan fällt mir ein:
  • Datenschutz - ist gewährleistet, dass nur in Deutschland gehostet wird?
  • Ausfallsicherheit - hat die Praxis kein Internet, kann sie nicht arbeiten. Mit einem Server "on Premise" ist das kein Problem, selbst wenn dann die Online-TI-Dienste vorübergehend nicht funktionieren, kann man ansonsten normal arbeiten. Haben wir dieses Jahr für drei oder vier Tage gezwungenermaßen ausprobieren müssen, bis die Telekom die Leitung repariert hatte.
  • Cloudrechenzentren stellen aufgrund der Konzentration von Daten/Diensten ein interessantes Angriffsziel dar. Eine einzelne Praxis dagegen wird als Angriffsziel kaum interessant sein. Üblicherweise dürfte eine einfache FritzBox als ausreichender Angriffsschutz gegen das Internet genügen, da im Normalfall sowieso keinerlei Dienste von außen erreichbar sein müssen.



Funktioniert das? (KIM, Konnektor,...)
Zugriff per RDP auf den Server dürfte problemlos funktionieren, damit auch die MO-Bedienung. Drucken? Kartenleser? Kosten?


  • die grundsätzliche Anbindung wird wenig problematisch sein, man kann VPNs ja so einrichten, dass der Server zum ganz normalen Bestandteil des lokalen Netzes wird, auch wenn er ganz woanders steht (das muss er auch, da MO sich in einigen Teilen immer noch auf die WIndows-Dateifreigabe verlässt und deshalb der Server zum lokalen Netz gehören muss)
  • Eine andere Frage ist aber die notwendige Performance der Anbindung - da MO sehr viele Datenbankoperationen immer noch client- und nicht serverseitig erledigt (z.B. Statistiksuchläufe), braucht man eine entsprechend gute Anbindung. Lokal würde ein 100 MBit-Netzwerk dafür nicht ausreichen, um performant arbeiten zu können. Man bräuchte also eine Standleitung mit 1000MBit/s symmetrisch ins Rechenzentrum, was immer noch recht teuer ist.
  • Kartenleser sind heutzutage ja nicht mehr physisch mit dem PC verbunden sondern laufen über Netzwerk, also kein Problem
  • Drucker sind heute oft als Netzwerkdrucker eingerichtet, auch kein Problem
  • ich würde allerdings nicht unbedingt über eine RDP-Verbindung auf einem Server remote arbeiten wollen im Alltag - ich würde also diesen Server eher nicht als regulären Arbeitsplatz nutzen


VG Julian Hartig

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »crispinus« (10. September 2024, 08:36)


3

Dienstag, 10. September 2024, 08:44

Ich sehe darin auch keinerlei Sinn für die meisten Praxen. Die EU sieht die Datenübermittlung an Microsoft generell als problematisch an, verschiedene Versuche, von Microsoft, das DSGVO-konform zu lösen sind entweder nicht mehr verfügbar oder unklar, ob das so den Datenschützern schmeckt. Daher würde ich da keine Patientendaten hin übermitteln. Wenn man ein Cloud-System wirklich will (ich nicht), dann kann man sich umsehen, es gibt ein AIS-System, dessen Name mir gerade nicht einfällt, das in Deutschland gehostet ist und rein in der Cloud läuft. CAVE: Wenn dann der Internetanschluss mal ausfällt, ist die Praxis handlungsunfähig.
Mit freundlichen Grüßen

M. Rothsching

4

Dienstag, 10. September 2024, 10:14

Ganz klar nein - Ein lokal installierter Medical Office Client ist über das Internet ist nicht benutzbar, vieeeel zu träge.
Es hat einen Grund warum Indamed Exchange Server und Mobil Clients im Angebot hat, die eine lokale Datenbank haben.

Über RDP natürlich schon, damit tritt man sich aber ganz viele andere Probleme ein, weil du dann nur einen Arbeitsplatz in MO hast, Chat funktioniert nicht mehr, Drucker lassen sich nicht individuell einstellen, Kartenleser, etc.

Abgesehen davon natürlich die Kosten - Für einen Rechner mit 32 GB RAM und 800GB SSD bezahlst du in der Zone "Germany West Central" ca. 320 Euro im Monat! (In der Realität wird es noch etwas mehr sein und über die Jahre natürlich auch teuer werden.)

Nehmen wir mal an, der Server wird 5 Jahre lang benutzt (in der Realität wird er vermutlich sogar länger benutzt).

Dann wären das ca. 20.000 € - die man an die Firma Microsoft bezahlt.

Für deutlich weniger Euronen bekommst du ein Server mit superschnellen U.2/NVME SSDs, die du dir mit keinen anderen Kunden in der Cloud teilen musst.
Auch virtualisiert, mit Verschlüsselung auf Storageebene unter der VM, damit ein Einbrecher nur Datenmüll vorfindet, wenn er in der Praxis einbricht und den Server mitnimmt.
Selbst wenn man die Hardware für ein sinnvolles Backup (+Sync zu Hardware nach Hause) noch dazurechnet, die du in Azure ja auch noch zusätzlich bräuchtest fährst du günstiger.

Selbst hosten ist IMMER günstiger als in der Cloud. Der einzige Anwendungsfall in dem Cloud sinn macht ist wenn dir das Rechenzentrum gehört, also für Amazon oder Microsoft ist es toll oder wenn du sprunghafte Lasten hast, die du abfangen musst und nur kurzfristig brauchst.

Ein Beispiel dafür wäre du verkaufst Karten für das neue Linkin Park Konzert, Verkauft startet am 13.09. und du erwartest einen riesigen Ansturm an Leuten, die auf den Server zugreifen. Ein Tag später brauchst du die ganze Hardware nicht mehr, weil deine Tickets verkauft sind.

MfG
Johannes Braun
LG,
Johannes Braun

5

Dienstag, 10. September 2024, 11:12

weil du dann nur einen Arbeitsplatz in MO hast, Chat funktioniert nicht mehr, Drucker lassen sich nicht individuell einstellen, Kartenleser, etc.


Hallo zusammen,

da darf ich widersprechen, MEDICAL OFFICE ist selbstverständlich Terminalserver-fähig.
Wenn MEDICAL OFFICE als Terminal Server eingerichtet ist, hat jeder User oder jedes Terminal seine eigenen Einstellungen für Drucker, Kartenleser etc. und auch der Chat funktioniert.
Lizenzmäßig werden die Zugriffe dann als Arbeitsplätze gezählt.

Gruß MedicalLine

6

Donnerstag, 12. September 2024, 18:36

Weiterer Nachteil:
Sobald ein User MS Office verwendet, müssen ALLE User MS Office eine Office Lizenz besitzen und zwar nicht die günstigen, sondern die teure Standardlizenz.
Das macht das Projekt in der Erstanschaffung pro Arbeitsplatz direkt 400 EUR teuerer.

Das kann niemand wollen.

Wir betreiben einen lokalen TS bei uns in der Praxis und der funktioniert auch wunderbar, aber eben nur für die 3 HO Plätze die sowieso Office brauchen.

7

Freitag, 13. September 2024, 10:58

"ein brachenfremder IT-Spezialist empfiehlt meinem Kunden, den MO-Server "in der Microsoft Azure-Cloud" zu betreiben."
Naja ist dann leider meiner Ansicht kein IT- Spezialist sondern wohl in diesem Fall mehr ein Verkäufer von teuren und Datenschutz unsicheren Lösungen.Von der Idee sollen sie auf jeden Fall die Finger lassen.
Wir haben bei einem Kunden den Hauptexchange aus Perfomance Gründen auch in ein Rechenzentrum gestellt. Aber die Absicherung und der Zugriff sind hier dann auch DSGVO-konform gestaltet.
VG. C.Chmielarz

MarcAllef

unregistriert

8

Sonntag, 15. September 2024, 21:10

Vielen Dank! Ich sehe viele meiner Einschätzungern bestätigt!