Hallo Herr Dr. Quick,
das mit dem HowTo zum Thema "Datensicherung" nehme ich hiermit direkt auf. Wir werden diesen kurzfristig erstellen und hier veröffentlichen. Die hier gestellten Fragen sind natürlich sehr technisch und sehr viele Ärzte können damit wahrscheinlich gar nichts anfangen.
Aber ich versuche mich mal an einer allgemeinverständlichen Antwort:
Alle Daten, die in MEDICAL OFFICE erfasst und gespeichert werden (angebundene Software wie z.B. Impfdoc oder EKG-Software ausgeschlossen), werden in einer einzigen Datei auf der Festplatte Ihres Hauptrechners (Servers) gespeichert. Diese Datei mit Namen "medoff.gdb" enthält also quasi Ihren gesamten viruellen Karteikartenschrank. Somit ist diese Datei die wichtigste Datei überhaupt auf Ihrem Server. Da diese Datei durch die Arbeit an zum Teil sehr vielen Arbeitsplätzen ständig verändert und erweitert wird, kann man diese nicht einfach so auf ein Sicherungsmedium kopieren. Dieser Vorgang könnte die Quelldatei als auch die gesicherte Datei zerstören. Die von MEDICAL OFFICE verwendete Datenbank "Firebird" ist zuständig für die Verwalttung der Datei und liefert zwei verschiedene Mechanismen, um die Datei zu sichern.
1. Mechanismus (sicheres Kopieren der Datei)
Hierbei wird der Datenbank mit einem Befehl (nbackup) gesagt, dass Sie die Datei bis auf Widerruf nicht mehr ändern darf. Anfallende Änderungen werden nach Absetzen des Befehls in eine zweite Datei (die sogenannte Delta-Datei) geschrieben. Nach Absetzen des Befehles, kann man die Datei ganz normal z.B. im Windows-Explorer kopieren und trotzdem kann an allen Arbeitsplätzen weitergearbeitet werden. Man darf aber keinesfalls vergessen, dass man nach dem Kopieren der Datei den Befehl gibt, wieder im normalen Modus zu arbeiten, ansonsten hat man alle neuen Daten in der Delta-Datei und sichert dann beim nächsten Mal die neu erfassten Daten nicht mit.
2. Mechanismus (Exportieren der Daten aus der Datei in eine neue Datei)
Hierbei wird der Datenbank mit einem Befehl (gbak) gesagt, dass die Daten einzeln (Patient für Patient, Datensatz für Datensatz) in eine neue Datenbank auf einem Sicherungsmedium "exportiert" werden. Dieser Mechanismus benötigt deutlich länger als der Erstgenannte. Man erhält dafür aber auch Rückmeldungen, falls die Struktur der Datei z.B. durch Festplattenfehler oder Abstürze des Servers in irgendeiner Weise beschädigt ist. Auch dieser Mechanismus kann im laufenden Betrieb durchgeführt werden. D.h. man kann das auch mitten in der Sprechtunde machen (wie auch bei Mechanismus1).
Die dritte und letzte Möglichkeit, die Datei zu sichern, besteht darin, dass man die Datenbank (mit dem Befehl "net stop") auf dem Server anhält und die Datei dann einfach wieder kopiert. Allerdings bekommen alle Nutzer an allen Arbeitsplätzen dann eine Fehlermeldung und fliegen aus Medical Office raus. D.h. das kann man nur machen, wenn man sicher ist, dass niemand mehr am System arbeitet. Und man muss auch alle Medical Office - Dienste wie Replikationsdienst oder Dateiserverdienst vorher beenden und nach der erfolgten Sicherung wieder starten.
Als vierte Möglichkeit kann man auch Backupsoftware einsetzen, die den ganzen Rechner im laufenden Betrieb sichern kann (z.B. Acronis), allerdings empfehlen die Hersteller der Datenbank dieses Vorgehen nicht. Praktisch haben wir damit allerdings noch nie ein Problem gehabt. Man kann natürlich um sicher zu gehen, auch Mechanismus1 oder 2 verwenden, um eine Kopie der Datenbank in einem anderen Verzeichnis des Servers abzulegen und dann mit Acronis diesen komplett zu sichern.
Nun zum Procedere der Einrichtung einer Datensicherungsfunktion. Wir unterscheiden eine automatische Sicherung und eine manuelle Sicherung:
Bei der automatischen Sicherung wird zu festgelegten Zeiten vollautomatisch eine Sicherung erzeugt, ohne dass man explizit auf ein Icon klicken muss. Man muss dann nur Sorge tragen, dass das Medium auf das gesichert werden soll (z.B. externe Festplattte) auch verfügbar, also am Server angesteckt ist.
Bei der manuellen Sicherung hat man z.B. ein Icon auf dem Desktop, auf das man explizit klickt, um seine Daten in diesem Augenblick auf ein externes Medium zu sichern.
Da die zu sichernden Daten je nach Praxisgröße sehr umfangreich sein können, kann eine Sicherung durchaus auch bis zu mehreren Stunden dauern.
Ich empfehle für die Datensicherung folgendes Vorgehen:
1. Lassen Sie sich eine Sicherung von einem erfahrenen Techniker einrichten, der genau weiß, welche Daten gesichert werden müssen und wie das zu tun ist (denn die Impfdoc-Daten und ihre EKG's und sonstige individuelle Daten) wollen Sie sicher auch als gesichert wissen, falls Ihr System sich mal verabschiedet. Der Techniker sollte nicht irgend ein EDV-Techniker sein, sondern jemand, der sich auch mit MEDICAL OFFICE auskennt. Wir haben es nicht nur einmal erlebt, das EDV-Techniker beim Serveraustausch die Daten des Arztes geschrottet haben.
2. Lassen Sie sich vom Techniker genau erklären, wann die Datensicherung läuft, was Sie tun müssen (z.B. externe Festplatte wechseln) und wie Sie überprüfen können, ob eine Sicherung auch erfolgreich war. Wir haben mehrere Kunden, bei denen bei einem Serverproblem dann aufgefallen war, dass über einen längeren Zeitraum (auch schon über ein Jahr) keine Sicherung gelaufen war.
3. Lassen Sie von einem Techniker regelmäßig (mindestens einmal pro Jahr besser noch häufiger) prüfen, ob die Sicherung wirklich noch wie gewünscht funktioniert. Auch wenn ein Technikereinsatz Geld kostet, überlegen Sie mal, was es kostet, wenn Ihnen plötzlich die Daten der letzten drei Monate fehlen würden.
Sie sind verantwortlich für Ihre Daten und die Daten sind Ihr höchstes Gut und deshalb sollte eine funktionierende Datensicherung ganz oben auf der Prioritätenliste Ihrer täglichen Arbeit stehen.
In diesem Sinne
Uwe Streit